Tbilissi/ Tiflis, Georgien (DAS)

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Deutsche Internationale Schule Tbilissi, Georgien (Kunst/ Sozialkunde)

Gergetier Dreifaltigkeitskirche in Stepanzminda Gergetier Dreifaltigkeitskirche in Stepanzminda Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: Februar 2021 - Juli 2021 (SoSe 2021) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandspraktikums

Der erste Kontakt mit der Praktikumsschule erfolgte ca. ein Jahr im Voraus. Ich sendete eine Anfrage mit Motivationsschreiben und Lebenslauf an die Schule und bekam eine schnelle Bestätigung. Zur Einreise und zum Aufenthalt von bis zu 360 Tagen benötigt man kein Visum, was es sehr einfach und angenehm für das Praxissemester macht. Eine Reisekrankenversicherung ist zu empfehlen – Meine war in das DAAD-Stipendium inbegriffen. Sie kann aber für einen erschwinglichen Betrag auch auf eigene Faust abgeschlossen werden.

Pandemiebedingt konnte ich nur sehr spontan einen Flug mit Georgian Airways von Berlin nach Tbilisi buchen, welcher dadurch verhältnismäßig teuer war (239€). Anderenfalls gibt es auch die Möglichkeit mit der Lufthansa von München zu fliegen oder mit der Billig-Airline WizzAir von Dortmund nach Kutaissi und dann mit Zug oder Bus nach Tbilisi. Letzteres ist mit Abstand der günstigste Weg, allerdings nicht sehr spontan! Das 2. Schulhalbjahr hat Anfang Februar begonnen und ich konnte leider erst am Wochenende vorher anreisen. Ich würde dir sehr ans Herz legen, etwas mehr Zeit im Voraus einzuplanen, um die Stadt, deine Wege und georgische Uhren kennenzulernen.

Da ich mein Sommersemester in Tbilisi verbracht habe, bin ich im Winter angekommen und im Sommer gegangen. Für den Anfang sind auf jeden Fall Winterjacke und Mütze zu empfehlen, besonders wenn du vorhast in die Berge zu fahren, um vielleicht Skifahren zu gehen. Ansonsten ist es aber auch sehr clever genügend Sommersachen parat zu haben, da ab Ende April dauerhaft Temperaturen über 25 Grad herrschen – zumindest in Tbilisi. Auch wäre es sehr zu empfehlen einen A1-Sprachkurs im Vorfeld zu belegen, um das Alphabet und die Sprache ein wenig kennenzulernen. Die junge Generation kann oft Englisch, aber ohne jegliche Kenntnisse fällt die Kommunikation mit Menschen über 30 Jahren und die Orientierung in Bus und Metro recht schwer.

Unterkunft

Ich habe den ersten Monat in einem AirBnb-Zimmer im Stadtteil Vake gewohnt, welcher sehr praktisch gelegen ist für den täglichen Weg zur Schule. Es fuhren direkt vor der Haustür mehrere Busse zur Schule und die Fahrt dauerte lediglich 10 Minuten. Nach dem ersten Monat war es mir jedoch wichtig, etwas zentraler in der Stadt zu leben, weshalb ich mir für die restlichen 4 Monate eine andere AirBnb-Wohnung im Stadtteil Mtazminda, in der Nähe der Metro-Station Rustaveli gebucht habe. Von dort fuhren weiterhin 2 Buslinien bis zur Deutschen Schule und man ist umgeben von kleinen Cafes, Bars und schönen Restaurants in Fluss- und Bergnähe. Bei beiden AirBnbs bezahlte ich monatlich ca. 320€.

Alternativ kann man sich auch auf Wohnungssuche über Webseiten wie myhome.geExterner Link oder Facebook-Gruppen wie "Flatemate Tbilisi" o.Ä. begeben. Auch die Kollegen und Kolleginnen an der Schule waren sehr hilfsbereit in Bezug auf die Wohnungssuche. Allerdings sind georgische Wohnungen bereits eingerichtet, was gut ist für eine begrenzte Zeit, aber nicht unbedingt einem europäischen Einrichtungsstil entspricht.

Finanzen

Die Lebenshaltungskosten in Georgien sind verhältnismäßig gering, wenn man sich den hiesigen Standards anpasst und keine Sonderwünsche hat. Ich ernähre mich vegan, weshalb ich ab und an in Bio-Läden Produkte gekauft habe, welche dann europäischen Preisen entsprechen. Wenn man sein Obst und Gemüse aber bei dem Stand um die Ecke kauft, bezahlt man im Schnitt 3€ für 2-3 vollgepackte Tüten mit regionalen Lebensmitteln. Für eine Busfahrt (1 Stunde Gültigkeit) bezahlt man 50 Tetri, was ungefähr 12 ct entspricht. Auch sonst sind die Transportmittel Mashrutkha, Minibus und Zug sehr günstig. Alles in Allem habe ich monatlich für das tägliche Leben, aber auch Reisen an den Wochenenden vielleicht 250€ ausgegeben. Dazu kam noch die Miete, welche ich mir aber die meiste Zeit mit meinem Freund geteilt habe.

Ich habe mich im Vorfeld auf verschiedene Stipendien beworben (Schulwärts!, Erasmus+ ICM und DAAD) und mich schlussendlich aufgrund der Fördersumme und der inbegriffenen Versicherungen für das DAAD Lehramt.International- Stipendium entschieden. Dabei habe ich monatlich 1150€ erhalten, zuzüglich eines einmaligen Reisekostenzuschusses. Mit diesem monatlichen Einkommen hat man für georgische Verhältnis viel Geld und wird es nicht zwangsläufig ausgeben. Dazu ist zu sagen, dass die Summe einen Risikozuschuss mitberechnet, da Georgien innenpolitische Konflikte und Nähe zu Krisengebieten zu bewältigen hat.

Ich empfehle, falls nicht schon vorhanden, eine Reisekreditkarte zu besorgen. Mit dieser kann man problemlos Geld abheben und in der Stadt bei vielen Läden bezahlen. Die georgische Währung heißt Lari (GEL) und der aktuelle Wechselkurs liegt bei 1:4 (1€ ca. 25ct) – dieser schwächt den Lari leider stetig.

Leben an der Schule

Meinen ersten Kontakt hatte ich mit der stellvertretenden Schulleiterin Nino Abashidze. Sie ist die gesamte Zeit über die erste Ansprechperson an der Schule und das Herz der Schule. Sie hat die Schule vor 11 Jahren mitgegründet und kennt die Abläufe, Menschen und Rahmenbedingungen am Besten. Außerdem kannst du dir selbstständig für deine Unterrichtsfächer Mentor/innen suchen und bekommst bei Bedarf von allen Kolleg/innen herzliche Unterstützung.

Die Schule beginnt täglich um 9 Uhr und dauert in der Regel 6 oder 7 Unterrichtsstunden. So endet der Arbeitstag je nach Stundenplanung ca. 15:30 Uhr. In der Mittagspause kann man als Praktikant/in kostenlos in der Mensa Mittag essen. Die Schule hat SuS von der 1. bis zur 11. Klasse, nächstes Schuljahr das erste Mal eine 12. Klasse, wobei jede Klassenstufe eingleisig ist. Die Klassenstärke variiert ebenfalls sehr. In den unteren Klassenstufen hat man zwischen 15 und 25 SuS, in den oberen Klassenstufen hingegen nur 10-15 SuS. Dies macht allerdings den Einstieg sehr angenehm. Die Schule bietet viel Raum, eigene Ideen und Vorhaben einzubringen und die Schulleiterin, stellvertretende Schulleiterin und mein Sozialkunde-Mentor haben mich jederzeit sehr unterstützt. Nach vorheriger Anfrage durfte ich bei allen Lehrer/innen hospitieren und auch in fachfremden Fächern fächerübergreifende Projekte mitgestalten und Stunden betreuen.

Auf Anfrage gäbe es bestimmt Möglichkeiten eines Nebenverdienstes, da viele SuS keine Deutsch-Muttersprachler sind. Allerdings habe ich diese Möglichkeit nicht erfragt oder in Anspruch genommen.

Blick auf den See Saghamo Blick auf den See Saghamo Foto: Aus dem Erfahrungsbericht
Freizeit

Durch die Pandemie waren meine Möglichkeiten des Freizeitprogrammes anfänglich begrenzt. Dies besserte sich mit der schrittweisen Öffnung und Verkürzung der Ausgangssperre am Abend. Die Stadt lebt von vielen kleinen Cafes, Bars, schönen Restaurants und Straßenmusik. Ich habe vor meiner Reise die Facebook-Gruppe "Weekend Travellers Georgia" gefunden, welche für die Wochenenden Touren und Ausflüge von Tbilisi zu verschiedenen Zielen anbieten, dadurch kann man schnell andere Leute und das Land kennenlernen. Tbilisi selbst ist umgeben von vielen Hügeln, die sich wunderbar für kurze Wanderungen und fantastische Aussichten bis zum hohen Kaukasus anbieten. Über erste Bekanntschaften habe ich dann auch eine Gruppe von Menschen gefunden, mit denen ich regelmäßig Volleyball spielen konnte. Auch kann ich das Yoga Loft Tbilisi im Stadtteil Vake sehr empfehlen. An den Wochenenden war ich immer unterwegs und habe das Land erkundet. Meine Highlights waren dabei Kazbegi/ Stepanzminda, Martvili im Sommer mit vielen tollen Schluchten und Wasserfällen, aber auch das Hochplateau bei Tsalka und dem Paravani See. Georgien hat eine atemberaubende Bandbreite an schöner Natur, von Halbwüste über Hochgebirge bis hinzu fast tropischen Wäldern in Meernähe. Ebenso groß ist die Bandbreite an Aktivitäten, von Rafting über Wandertouren, Ausritte, Skiwochenenden bis in den April oder Kajaktouren.

Typisches georgisches Essen sind Khinkali, mit Fleisch, Käse oder Pilzen gefüllte Teigtaschen, Khachapuri, ein mit Käse gefülltes Fladenbrot oder die vegane Version Lobiani mit Bohnenfüllung. Bei einer georgischen Supra ist der Tisch zudem gefüllt mit Leckereien wie Lobio, georgischem Salat und Pkhali. Allgemein ist die georgische Küche dominiert von Bohnen, Rotebeete, Walnüssen, Granatäpfeln, Koriander und viel viel Käse.

Allgemein

Du solltest dir in jedem Fall eine georgische SIM-Karte besorgen. Ich habe mir eine über den Anbieter MagticomExterner Link besorgt, wobei die Aktivierung 3€ und eine Woche unbegrenztes Datenvolumen 5 GEL (etwas mehr als 1€) gekostet hat. Man hat in Georgien in den scheinbar abgeschiedensten Regionen Netz und ich bin mit meiner Daten-Flat wunderbar klargekommen. Bezüglich der georgischen Post würde ich weitestgehend von Brief- oder Paketkontakt zwischen Deutschland und Georgien abraten, da die Versandzeit einen Monat oder länger dauern kann oder das Paket auf dem Weg verloren geht. Falls es doch notwendig werden sollte, ist die sicherste Option nach Absprache mit dem Schulsekretariat die Post an die Schuladresse schicken zu lassen. Für den täglichen Schulweg habe ich ausschließlich den Bus genutzt und mich mithilfe der App Moovit!Externer Link durch die Stadt bewegt. Es fahren im 5 bis 10 Minutentakt Busse zur Schule und zurück in die Stadt. (Linie 59,345,9) In der Stadt selbst gibt es 2 Metrolinien, die sehr praktisch sind, um an den Wochenenden zu den Mashrutkha-Abfahrtsorten Didube, Isani oder Samgori zu gelangen. Aus deutscher Naivität habe ich vor meinem Praxissemester die Idee entwickelt, mir hier ein Fahrrad für die täglichen Wege zu besorgen – davon ist bei diesem Verkehr und der fehlenden Nachsicht der Verkehrsteilnehmer definitiv abzuraten!

Rückblickend kann ich sagen, dass Georgien ein traumhaftes Land ist, um ein halbes Jahr (oder mehr) hier zu verbringen. Auch in aktuellen Zeiten hat mir die Zeit hier sehr geholfen, da eine gesellschaftliche Gelassenheit und Herzlichkeit herrscht, welche unter Pandemiebedingungen gerade in Deutschland sehr gelitten hat. Man wird mit offenen Armen gefangen und fühlt sich zu keiner Zeit allein- also eine definitive Empfehlung meinerseits!

 

Viele weitere Eindrücke sind im folgenden Erfahrungsberichtpdf, 781 kb zu finden.