Sevilla, Spanien (DPS)

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Deutsche Schule "Albrecht Dürer", Sevilla, Spanien (Englisch/ Biologie)

Sevilla Ausblick Sevilla Ausblick Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: September 2017 – Februar 2018 (WiSe 2017/18) | Schulhomepage: hierExterner Link

Was hat Dich dazu bewogen, Dein Praxissemester im Ausland zu absolvieren?

Obwohl ich es gerne vermeiden möchte, in Schubladen zu denken, sehe ich mich als der „Generation Y“ zugehörig. Das Lebensgefühl der heutigen Zeit beinhaltet den Wunsch nach einer guten „work-live-balance“. Ich bin mit diesem Gedanken aufgewachsen und gepaart mit meinem ständigen Wunsch nach Veränderungen und neuen Herausforderungen habe ich einmal für mich beschlossen, jede sich mir bietende Gelegenheit zu nutzen, um mein Leben an schönen Orten zu verbringen. Ich bin sehr neugierig auf neue Städte, Kulturen und Menschen und mag es, mein Leben abwechslungsreich zu gestalten. Als ich erfuhr, dass man die Praxisphase während des Studiums auch im Ausland absolvieren kann, stand für mich fest, dass ich dies tun möchte. Leider lief nicht alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte, sodass ich anstatt in Südamerika in Südspanien arbeitete. Doch trotzdem konnte ich meine Wünsche erfüllen: ich habe mein Spanisch aufgebessert, viele neue Menschen kennengelernt, vier Monate an einem sehr schönen und lebendigen Ort gelebt und tolle Erfahrungen gesammelt.

Warst Du gut auf das Praxissemester im Ausland vorbereitet oder gab es auch Situationen, mit denen du nicht gerechnet hast?

Ich denke schon, dass ich gut vorbereitet war, aber natürlich gab es auch Situationen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Ich denke, dass der kulturelle Unterschied zwischen Spanien und Deutschland nicht sehr groß ist, aber dennoch gibt es einen. Zusätzlich habe ich an einer Privatschule gearbeitet, deren Politik ganz anders war, als die der Schule, auf die ich gegangen bin und auch anders als die der Privatschule, an der ich nach meinem Abitur meinen Freiwilligendienst absolviert habe. Ich denke, dass man sich nie hundertprozentig perfekt theoretisch auf etwas Praktisches vorbereiten kann, aber es hat mir viel Halt gegeben, zu wissen, dass auch andere Menschen in einer ähnlichen Situation sind wie ich und dass mit der Universität eine große Einrichtung hinter mir steht. Bei meinen Problemen, die während der Zeit an der Schule aufkamen, habe ich mich bei der Koordinatorin des Praxissemester im Ausland immer gut beraten gefühlt. Insofern würde ich sagen, dass ich sicher nicht auf konkrete Situationen vorbereitet war, aber das die Vorbereitung im Inland ein Vertrauen und ein soziales Netz aufgebaut hat, auf das ich mich im Ausland verlassen konnte und das mir Rückhalt geboten hat.

Welche für Dich bedeutenden Erfahrungen hast Du an der Praktikumsschule gemacht?

An der Praktikumsschule habe ich erfahren, wie viel Spaß ich am Unterrichten habe. Außerdem habe ich gelernt, wie wichtig es für mich ist, in einem netten Kollegium zu arbeiten, in dem man selbst und die eigene Arbeit wertgeschätzt werden. Darüber hinaus habe ich gesehen, wie wichtig es ist, sich innerhalb des Kollegiums auszutauschen und bezüglich Problemen und Erfolgen zu kommunizieren.

Was war im Gegensatz zur Deinen bisherigen Erfahrungen mit der Schulwirklichkeit in Deutschland eine echte Besonderheit an der Praktikumsschule im Ausland?

Meine Erfahrungen mit der Schulwirklichkeit bezogen sich vor dem Praxissemester auf meine eigene Schulzeit, sowie auf meine Zeit als FÖJlerin. Zu meiner Schule unterscheidet sich meine Praxissemesterschule darin, dass das Colegio Aleman eine Privatschule ist. An der Schule wird viel Wert darauf gelegt, dass die Klassen in einem Jahrgang dasselbe auf dieseselbe Art und Weise lernen, sodass ich oft das Gefühl hatte, die Lehrerinnen und Lehrer müssen sich untereinander sehr stark darüber abstimmen, was sie im Unterricht machen werden. Die Schule, an der ich mein FÖJ absolviert habe, war ein Internat, sodass ich an der Schule viel mehr Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern hatte, als an meiner Praxissemesterschule. Ich würde sagen, dass ich die Schülerinnen und Schüler des Internats viel besser kannte und besser einschätzen konnte. Besonders an der Praxissemesterschule im Vergleich zu deutschen Schulen ist meiner Meinung nach, dass Lehrerinnen und Lehrer mit dem Vornamen angesprochen und geduzt werden. Das Verhältnis der Lehrerinnen und Lehrern zu den Schülerinnen und Schülern scheint mir auch oft herzlicher, gerade bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern ist es nicht ungewöhnlicht, sich mal in den Arm zunehmen.

Welchen Mehrwert hat Dir das Praxissemester im Ausland für das Lehramtsstudium/den späteren LehrerInnenberuf sowie für Deine Persönlichkeit gebracht?

Bereits während meines Freiwilligendienstes konnte ich Erfahrungen im Unterrichten sammeln. Doch meine Herangehensweise an Unterrichtsplanung und Durchführung unterscheidet sich heute stark von damals. Ich empfand diese Praxiserfahrung als sehr gut, weil sie mich in meiner späteren Berufswahl nochmal bestärkt hat und ich mir viel von meinen Mentorinnen abschauen konnte, ohne in einer Prüfungssituation zu sein, wie es vielleicht im Referendariat der Fall sein wird. Ich gehe auf jeden Fall motiviert zurück an die Uni in dem Wissen, den für mich richtigen Weg zugehen.
Für mich persönlich hat diese Auslandserfahrung gezeigt, dass ich mich auf mich selbst verlassen, ich mich gut in einer neuen Umgebung zurechtfinden kann und dass ich weiterhin großen Spaß daran habe, Fremdsprachen zu lernen. Doch ich habe auch gemerkt, dass ich in Zukunft nicht an einer Privatschule arbeiten möchte.

Welche Tipps gibst Du Studierenden mit auf den Weg, die noch überlegen, ob sie ihr Praxissemester im Ausland absolvieren wollen?

Mein Tipp ist: Entscheide dich dafür! Gerade wenn du unsicher bist, ob dir die Vorstellung zusagt, längere Zeit im Ausland zu bleiben. Eine sicherere und besser unterstützte Möglichkeit gibt es nicht! Du bekommst eine gute Betreuung durch die Universität, hast bereits eine feste Aufgabe und durch das Erasmus-Stipendium (das ich jedem empfehlen würde, der das Praxissemester in Europa absolviert) oder andere Stipendien eine gute Finanzierungsmöglichkeit.